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Definitionen: Gesundheit …

Wer die Diskussionen zu unserem so genannten Gesundheitssystem verfolgt, muss feststellen, dass das Wort Gesundheit zwar in aller Munde ist, aber das die Gesunderhaltung der Bürger nur eine untergeordnete Rolle spielt im Vergleich zu Krankheit und deren Kosten. Die Diskussionen drehen sich fast ausschließlich um ambulante und stationäre Behandlungskosten, demographische Entwicklungen und Einsparungen, die vorgenommen werden müssen. Dabei raten Experten schon lange, mehr in Gesundheitsförderung und Prävention zu investieren, um Behandlungskosten erst gar nicht entstehen zu lassen. So äußert sich z.B. der Sachverständigenrat in seinem Gutachten 2000/2001 „Bedarfsgerechtigkeit und Wirtschaftlichkeit“: „Theoretisch (bei nicht saldierter und nicht diskontierter Betrachtung) lassen sich rund 25 – 30 % der heutigen Gesundheitsausgaben in Deutschland durch langfristige Prävention vermeiden.“

Im Folgenden einige Definitionen:

Gesundheit

Für viele Menschen ist Gesundheit die Abwesenheit von Krankheit. Diese Sichtweise spiegelt das medizinisch-wissenschaftliche Modell der westlichen Welt wider. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat bereits 1946 Gesundheit definiert als „Zustand des völligen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens und nicht nur als die Abwesenheit von Krankheit“.

Gesundheitswissenschaftler vertreten den Standpunkt, dass Gesundheit ganzheitlich zu betrachten ist. Damit ist gemeint, dass die verschiedenen Einflussfaktoren und die Wechselwirkungen dieser Faktoren Berücksichtigung finden müssen. Die Einflussfaktoren lassen sich unterscheiden in individuelle Faktoren (physisch, psychisch, sozial), Faktoren, die sich aus der Gesellschaftsstruktur ergeben (z.B. Frieden, Einkommen, Integration bzw. Ausgrenzung) und Faktoren, die sich auf die Umwelt beziehen (Wohnverhältnisse, Verkehr usw.).

Nach Jürgen Freiherr von Troschke (1996) „kann Gesundheit verstanden werden als somatische, psychische und soziale Fähigkeit zur Lebensgestaltung und -bewältigung.“

Klaus Hurrelmann (2000) definiert Gesundheit als „den Zustand des objektiven und subjektiven Befindens einer Person, der gegeben ist, wenn diese Person sich in den physischen, psychischen und sozialen Bereichen ihrer Entwicklung in Einklang mit den Möglichkeiten und Zielvorstellungen und den jeweils gegebenen äußeren Lebensbedingungen befindet. Gesundheit ist beeinträchtigt, wenn sich in einem oder mehreren dieser Bereiche Anforderungen ergeben, die von der Person in der jeweiligen Phase im Lebenslauf nicht erfüllt und bewältigt werden können. Die Beeinträchtigung kann sich, muss sich aber nicht, in Symptomen der sozialen, psychischen und physisch-physiologischen Auffälligkeiten manifestieren.“

Nach diesen Definitionen ist ein Mensch gesund, wenn sich die Risikofaktoren und die Schutzfaktoren (Ressourcen) in Balance befinden. Diese Balance gilt es immer wieder herzustellen bzw. zu erhalten. Somit ist Gesundheit nicht Wunsch bzw. Lebensziel, sondern ist ein wesentlicher Bestandteil des alltäglichen Lebens.

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Salutogenese

Übersetzt heißt Salutogenese „Entstehung von Gesundheit“. Das Konzept wurde von dem Soziologen Aaron Antonovsky entwickelt. Antonovsky führte in Israel eine Untersuchung über die Auswirkungen der Wechseljahre durch. Zufällig stellte er fest, dass unter den Frauen, die ein Konzentrationslager überlebten, immerhin 29% trotzdem eine relativ gute psychische Gesundheit aufwiesen. Diese Tatsache führte bei Antonovsky zu einem Perspektivenwechsel: Er fragte sich, wie es diese Frauen schaffen konnten, trotz der extremen Belastungen, gesund zu bleiben.

Der zentrale Begriff seines Konzeptes ist der Kohärenzsinn (Sense of Coherence SOC). Es handelt sich dabei um eine Grundhaltung des Indiviuduums, das die eigene Lebenswelt als prinzipiell verstehbar, in seinen Anforderungen als sinnhaft und beeinflussbar begreift. Die Ausprägung des Kohärenzsinns ist entscheidend für die Fähigkeit, vorhandene Ressourcen zur Erhaltung der Gesundheit und des Wohlbefindens zu nutzen. Ein Mensch mit einem stabilen Kohärenzsinn zeichnet sich aus durch ein positives Selbstbild, das geprägt ist von dem Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten, mit der sozialen Umwelt umzugehen. Allerdings ist der Kohärenzsinn nicht starr, sondern wird von den individuellen Lebenserfahrungen beeinflusst.

Antonovsky sieht Gesundheit und Krankheit als Endpunkte eines Kontinuums, auf dem sich der Mensch Zeit seines Lebens bewegt. Nach seiner Auffassung hat auch ein Mensch, der sich gesund fühlt, kranke Anteile und ein kranker Mensch gesunde Anteile. Mit seiner Fragestellung, nach den Faktoren, die notwendig sind, damit sich Menschen mehr in Richtung Gesundheit entwickeln, hat Antonovsky sein Augenmerk auf Schutz- bzw. Protektivfaktoren gerichtet.

Das Konzept der Salutogenese stellt eine Rahmentheorie der Gesundheitsförderung dar. Ausgehend von einer salutogenetischen Perspektive werden Gesundheit und die gesundheitsförderlichen Bedingungen in den Mittelpunkt der Betrachtungen gestellt. Das Ziel einer professionellen Gesundheitsförderung ist es, Ressourcen generell oder gezielt zu fördern, sowohl die von Personen (z.B. Kompetenzen) als auch die von Kontexten, um Gesundheit, Wohlbefinden und Lebensqualität zu erhalten bzw. zu verbessern.

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Gesundheitsförderung

Gesundheitsförderung ist ein Konzept der Förderung und Erhaltung der individuellen Ressourcen, der Reduzierung von sozialen und ökologischen Belastungen und der Verbesserung der allgemeinen Lebens- und der Arbeitsbedingungen. Die Idee der Gesundheitsförderung wurde wesentlich mit der Verabschiedung der Ottawa-Charta im Jahre 1986 vorangebracht. Darin heißt es: „Gesundheitsförderung zielt auf einen Prozess, allen Menschen ein höheres Maß an Selbstbestimmung über ihre Gesundheit zu ermöglichen und sie damit zur Stärkung ihrer Gesundheit zu befähigen.“ Das WHO-Dokument betont, dass Gesundheit nicht als Lebensziel, sondern „als ein wesentlicher Bestandteil des alltäglichen Lebens zu verstehen“ ist (Weltgesundheitsorganisation 1998). Die Charta verfolgt insbesondere zwei Ziele: die Befähigung aller Menschen zu einem selbst bestimmten Umgang mit ihrer Gesundheit und die Verbesserung der gesundheitsrelevanten Lebensbedingungen.

Gesundheitsförderung setzt bei der Analyse und Stärkung der Gesundheitsressourcen und -potentiale der Menschen an und nimmt damit eine salutogenetische Perspektive ein. Maßnahmen der Gesundheitsförderung können sich auf alle gesellschaftlichen Ebenen und gesundheitsrelevanten Lebensverhältnisse beziehen.

Bei der Realisierung der in der Ottawa-Charta definierten Bedingungen für Gesundheit sind im Prinzip alle Menschen einer Gesellschaft angesprochen:

  • die Bevölkerung soll in die Lage versetzt werden mehr Selbst- und Mitbestimmung auszuüben,
  • Akteure des Gesundheitswesens sollen Individuen und Gruppierungen darin bestärken und die Gesundheitsdienste in diesem Sinne gestalten
  • Organisationen und die Politik werden angesprochen, wenn es um die Schaffung gesundheitsfördernder Lebenswelten und Gesamtpolitik geht (d.h. der Rahmenbedingungen, die Gesundheit und Gesundheitsverhalten jedes einzelnen und der Gesamtbevölkerung beeinflussen).

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Prävention

Während die Gesundheitsförderung auf das Salutogenesemodell aufbaut, liegt dem Konzept der Prävention das Risikofaktorenmodell zu Grunde. Das Hauptaugenmerk der Prävention ist auf spezifische Krankheiten / Risiken ausgerichtet mit dem Ziel diese Risiken zu reduzieren bzw. ganz zu eliminieren. Klassisches Beispiel sind die Impfprogramme.

Prävention und Gesundheitsförderung unterscheiden sich also durch die Blickrichtung und die damit verbundenen unterschiedlichen Strategien. Nichtsdestotrotz können sich in der Praxis Maßnahmen der Prävention und der Gesundheitsförderung ergänzen.

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Gesundheitswissenschaften (Public Health)

Die Gesundheitswissenschaften beschäftigen sich mit der Erhaltung und Förderung von Gesundheit und den Möglichkeiten der Vermeidung und Bewältigung von Krankheiten innerhalb der Bevölkerung bzw. von Gruppierungen. Dabei wird Gesundheit zwar als persönliches Gut angesehen, aber neben der individuellen Verantwortung für Gesundheit sehen Gesundheitswissenschaftler auch eine kollektive Verantwortung.

Gesundheit ist sehr stark abhängig von Einkommen, Bildung und den zur Verfügung stehenden Gestaltungsmöglichkeiten.

Nach Hurrelmann, Laaser (1998) ist das Ziel der Gesundheitswissenschaften, „die somatischen, psychischen, sozialen und ökologischen Bedingungen der Gesunderhaltung zu erforschen und hieraus Konsequenzen für die Gestaltung des Gesundheitssystems abzuleiten. Die zentralen Fragen der Gesundheitswissenschaften richten sich darauf,

  • unter welchen gesellschaftlichen, kulturellen, ökonomischen und ökologischen Bedingungen Menschen gesund bleiben,
  • in welchem Interaktionsverhältnis gesundheitsfördernde und krankheitsfördernde Potentiale beim einzelnen Menschen und in Bevölkerungsgruppen stehen,
  • durch welche auf die Ausgangsbedingungen gerichteten Aktivitäten sich die Auftretenshäufigkeit und Schwere von Krankheiten zurückdrängen lässt,
  • welche strukturellen und organisatorischen Konsequenzen aus dem Gesundheits-Krankheits-Geschehen für das Versorgungssystem und die gesellschaftlichen Arbeits- und Lebensbedingungen mit gesundheitlicher Relevanz gezogen werden müssen,
  • welche Möglichkeiten in einer aufeinander abgestimmten und verzahnten Versorgungskette von Gesundheitsförderung, Prävention, Kuration, Rehabilitation und Pflege ergriffen werden können, um Effizienz und Effektivität des Gesundheitssystems zu sichern.“

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Gesundheitskommunikation

In den USA hat sich „Health Communication“ seit den siebziger Jahren als eigenständiges Teilgebiet der Gesundheitswissenschaften etabliert. Zwar beschäftigen sich auch in Deutschland die verschiedenen Disziplinen (Gesundheitswissenschaften, Psychologie, Soziologie usw.) mit Fragen der Gesundheitskommunikation, aber erst im Wintersemester 2002/2003 hat die Universität Bielefeld als erste Hochschule in Deutschland den Studiengang Gesundheitskommunikation mit dem Abschluss „Bachelor of Science in Health Communication“ an der Fakultät für Gesundheitswissenschaften eingerichtet. Dieser Studiengang verbindet die zwei Wissenschaftsgebiete Gesundheitswissenschaften und Kommunikationswissenschaften.

Schwerpunkte des Studienganges sind:

  • Gesundheitsberatung und -versorgung
  • Gesundheitstelematik und Telemedizin
  • Gesundheitsberichterstattung und -informatik
  • Gesundheitsbildung und -aufklärung
  • Gesundheitsmarketing und -consulting.

GesundheitswissenschaftlerInnen mit dem Schwerpunkt Gesundheitskommunikation können ihr Wissen und ihre Fähigkeiten u.a. in Kranken- und Pflegeversicherungen, Krankenhäusern, Ärzte- und Apothekerkammern, Arztpraxen, Einrichtungen des öffentlichen Gesundheitsdienstes, Gesundheits- und Pharmaindustrie, sowie in Verbänden, im Bereich Unternehmensberatung und Medienunternehmen einsetzen. Das Hauptaugenmerk liegt auf einer Beratertätigkeit für unterschiedliche Organisationen, Betriebe oder Gruppierungen.

Gesundheitskommunikation wird von Hurrelmann, Leppin (2001, S. 11) in einer ersten Arbeitsdefinition folgendermaßen beschrieben: „Gesundheitskommunikation bezeichnet die Vermittlung und den Austausch von Wissen, Meinungen und Gefühlen zwischen Menschen, die als professionelle Dienstleister oder Patienten/Klienten in den gesundheitlichen Versorgungsprozess einbezogen sind und/oder als Bürgerinnen und Bürger an Fragen von Gesundheit und Krankheit und öffentlicher Gesundheitspolitik interessiert sind.“

Dieser Austausch findet auf unterschiedliche Art und Weise statt:

  • Mit der direkten, personalen Kommunikation sind z.B. Arzt-Patienten-Gespräche oder Gespräche unter Experten gemeint.
  • Bei der indirekten, medialen Kommunikation erfolgt die Kommunikation über Massenmedien wie Tageszeitungen, Zeitschriften und Fernsehen.
  • Zunehmend werden die interaktiven, elektronischen Medien wie das Internet mit ihren Angeboten von Menschen in Anspruch genommen. Umfragen ergeben, dass sich 27% der Internetnutzer für Gesundheit, Wellness, Medizin interessieren (TNS Emnid 2002, Fittkau & Maaß 2002, LA-Med 2002), Tendenz steigend. Ganz besonders wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass vor allem die Qualität dieser Informationen und die Art ihrer Übermittlung gewährleistet wird Insbesondere das Aktionsforum Gesundheitsinformationssystem (www.afgis.de) setzt sich für Qualitätskriterien in den neuen Medien ein. Die Kooperationspartner im Aktionsforum haben sich bereit erklärt, Zusatzinformationen über sich und ihr Angebot an Gesundheitsinformationen zur Verfügung zu stellen. Damit soll Transparenz für die Bürgerinnen und Bürger hergestellt werden und die Qualität der Information des Anbieters herausgestellt werden. Durch die Informationsvielfalt, u.a. durch das Internet, scheint sich die Einstellung der Menschen gegenüber dem Gesundheitssystem zu verändern. Während Patientinnen und Patienten in der Vergangenheit in der Regel passive Konsumenten medizinischer Dienstleistungen waren, geht die Entwicklung nunmehr in Richtung mündiger Bürger. Immer mehr Patienten wollen selbstverantwortlich und selbstbestimmt mit ihrer gesundheitlichen Situation umgehen. Zwangsläufig gewinnt daher die Kommunikation zwischen den Beteiligten im Gesundheitswesen enorm an Bedeutung.

Die 4 C’s der Gesundheitskommunikation

Counselling: individuelle persönliche Beratung (face-to-face)
Consulting: Organisationsberatung, mit Organisationen kommunizieren
Campaigning: Gesundheitsinformation durch Massenmedien
Comput(er)ing:Gesundheitstelematik, E-Health, Gesundheitsportale

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Quellen

  • Hurrelmann, K. (2000): Gesundheitssoziologie. Juventa Verlag, Weinheim, München
  • Hurrelmann, K., Laaser, U. (1998): Entwicklungen und Perspektiven der Gesundheitswissenschaften. In: Hurrelmann, K., Laaser, U. (Hg.): Handbuch Gesundheitswissenschaften, Juventa Verlag, Weinheim, München, S. 17-45
  • Hurrelmann, K., Leppin, A. (2001): Moderne Gesundheitskommunikation – eine Einführung. In: Hurrelmann, K., Leppin, A. (Hg.): Moderne Gesundheitskommunikation. Verlag Hans Huber, Bern, Göttingen, Toronto, Seattle, S. 9-21
  • Troschke, J. v. (1996): Prävention und Gesundheitsförderung: Synonyme, Ergänzungen oder unterschiedliche Paradigmen? In: Troschke, J. v. u.a. (Hg.): Die Bedeutung der Ottawa Charta für die Entwicklung einer Public Health in Deutschland. druckwerkstatt im grün, Freiburg, S. 104-119
  • Weltgesundheitsorganisation (1998): Charta der 1. Internationalen Konferenz zur Gesundheitsförderung, Ottawa, 1986. In: Franzkowiak, P., Sabo, P. (Hg.): Dokumente zur Gesundheitsförderung. 2. Auflage, Verlag Peter Sabo, Mainz, S. 96-101